Wir stellten uns diese einfache Frage. Nach einem halben Jahr Recherche wird klar: Viele Kommunen wissen nicht, wie hoch der Aufwand ist – und werden von Heimbetreibern über den Tisch gezogen. Von Bettina Malter und Julia Friedrichs

Die Frage, mit der unsere Reise durch die Labyrinthe der bundesdeutschen Verwaltung begann, schien simpel: Was kostet eigentlich die Unterbringung derFlüchtlinge? Mehr als eine Million sind 2015 nach Deutschland gekommen, etwa 800.000 von ihnen, schätzt der Bund, sind bis heute in Deutschland geblieben. Die meisten wohnen noch immer in Heimen, in Zelten, Containern oder Flüchtlingswohnungen. Wie viel zahlt der Staat für diese Heime und Wohnungen? Sind die Kosten überall in Deutschland gleich? Und wenn nicht, woran liegt das?

 An diesem Donnerstag treffen sich Bund und Länder, um darum zu feilschen, wer die Milliarden-Kosten übernimmt, aber am Verhandlungstisch werden Landespolitiker sitzen, die nicht wissen, wie viel sie wirklich brauchen.

Ende des vergangenen Jahres blieb den Behörden wenig Zeit, um sich mit der Kostenfrage zu beschäftigen. Zehntausende Flüchtlinge mussten Woche für Woche untergebracht werden, oft hatten die Städte nur wenige Tage Zeit, um Unterkünfte zu finden. Jetzt, da weniger Flüchtlinge nach Deutschland kommen, gäbe es die Gelegenheit, in den Behörden Luft zu holen – und die Verwaltung so umzubauen, dass Flüchtlinge in Zukunft möglichst gut und günstig untergebracht werden. Das Problem ist nur: Man brauchte dazu belastbare Daten.

 Gemeinsam mit dem Recherchezentrum Correctiv.org stellten wir uns die Frage nach den Kosten der Flüchtlingsversorgung im Spätsommer 2015. Wir hätten nie gedacht, dass die Suche nach Antworten uns Monate beschäftigen würde; was folgte, war ein Irrlauf. Durch die Behörden der Länder und Kommunen, durch das Kleingedruckte streng geheimer Verträge, durch die unübersichtliche Welt der Container-Anbieter und Heimbetreiber. Am Ende erfuhren wir: Viele Kommunen wissen bis heute nicht, wie viel sie für Flüchtlinge ausgeben. Und dort, wo es Zahlen gibt, wird deutlich, wie groß die Unterschiede zwischen den Städten und Gemeinden sind. Einige haben es geschafft, mit Heimbetreibern, Sicherheitsfirmen und Caterern gute Preise auszuhandeln. Andere haben sich über den Tisch ziehen lassen.
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