Wer auf Kos ankommt, glaubt, er hat es geschafft. Europa – endlich in Sicherheit. Doch statt einer Willkommenskultur müssen Geflüchtete auf der Straße leben. Der Bürgermeister hofft so, andere von seiner Urlaubsinsel fernzuhalten.
Wer ins Paradies will, muss an George vorbei. Auf der Fußmatte steht „Willkommen“, doch das ist ein leeres Versprechen. Willkommen sind dem kleinen Mann mit der Halbglatze, der hier jeden Abend hinter der Rezeption steht, in diesen Tagen nur Touristen. Eigentlich ist George Concierge, doch seit täglich Hunderte Flüchtlinge auf Kos stranden, ist er vor allem Türsteher. „Wir sind voll“, antwortet er einem Syrer knapp, der nach einem freien Zimmer im „Hotel Paradise“ fragt. George begleitet den Mann zum Ausgang, zeigt mit seiner Hand gen Osten, Richtung Meer, als wollte er ihn von der Insel schicken.
Kaum ein Hotel vermietet Zimmer an Flüchtlinge. Geld für ein Hotelzimmer hätte Mohammed noch. Neben einem Smartphone und einem Ladegerät ist es das Einzige, was dem 22-jährigen Syrer nach der Flucht übers Meer geblieben ist. In mehreren Hotels hat er nach einem Zimmer gefragt. Immer wollten sie seine Nationalität wissen. Immer waren alle Zimmer belegt. Also landete er wie Tausende Flüchtlinge auf der Straße. „Ich fühle mich wie ein Tier im Wald“, sagt er.
Die Hotels auf Kos fürchten die Flüchtlinge. Sie bedrohen ihr Geschäft mitten in der Hauptsaison. Touristen beschweren sich, stornieren Zimmer. Also versuchen sie alles, um die Geflüchteten von ihren Gästen fernzuhalten, auch im „Hotel Paradise“, dessen Name das symbolisiert, was jeder, der auf die Insel Kos kommt, zu finden hofft: ein europäisches Paradies, in dem sie endlich sicher sind und neu anfangen können.
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