Warum ich stolz bin, aus Marzahn zu kommen – und dennoch nicht mehr dort leben möchte.
Inzwischen ist Small Talk für mich zum Experiment geworden: Ich beobachte jeden Gesichtszug meines Gegenübers, wenn ich sage, in welchem Berliner Bezirk ich groß geworden bin, in Marzahn nämlich. Was dann folgt, sind – in aller Regel – Reaktionen, die an Verrenkungen erinnern. Reaktionen, die mir spiegeln, dass Marzahn in ganz Deutschland als Ghetto gilt. Ich ernte scannende Blicke vom Schopf bis zur Sohle, und dann höre ich den Satz: „Sieht man dir gar nicht an.“
Von Marzahnern wird wohl erwartet, dass sie so aussehen wie Cindy aus Marzahn im Fernsehen. Diese nervige Kunstfigur mit Schichten aus Make-up im Gesicht und rosa Plüsch-Trainingsanzug. Sicherlich, es gibt sie: die Cindys, Justins und Mandys, die genau dem Namensklischee des Bezirks entsprechen. Erst in der vergangenen Woche habe ich neben einer Mandy geparkt. Wie ein Lkw-Fahrer hatte sie eine Namensplakette hinter der Frontscheibe ihres Autos aufgestellt, in schwarzen Buchstaben stand dort groß: M-A-N-D-Y. Am Rückspiegel hingen Plastikorchideen und kleine Kuscheltiere. Extrovertiertheit, mit Stolz zur Schau gestellt.
Doch am häufigsten, so sagt es die Statistik, nennen Eltern in Marzahn ihre Kinder Sophie, Marie und Charlotte.
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