Ein deutscher Diplomat soll in New York jahrelang Hausangestellte ausgebeutet haben. Vor Gericht sind die Betroffenen machtlos. Über Gerechtigkeit im Angesicht von Immunität.
Erschienen am 11. April 2018 in DIE ZEIT

Misst man Recht daran, ob jemand ein faires Gerichtsverfahren bekommt, dann zeigt der Fall von Edith Mateo Mendoza, dass es eine Lücke im Gesetz gibt. Die philippinische Hausangestellte sagt, sie sei von ihrem Arbeitgeber in den USA ausgebeutet worden, einem deutschen Diplomaten. Wegen dessen Immunität hat ein New Yorker Gericht im November 2017 ihre Klage abgelehnt. Auf 15 Seiten Beschwerde folgten nur wenige Zeilen Begründung. Akte geschlossen. Dass sie jemals ihren gestohlenen Lohn zurückbekommt, wie Mendoza es nennt, scheint aussichtslos. Der Zugang zum Recht für Hausangestellte von Diplomaten gleicht einem Hürdenlauf. Edith Mateo Mendoza zahlt den Preis dafür, dass Immunität weltweit das Fundament diplomatischer Beziehungen bildet.

Die Wiener Konvention, die 1961 unterzeichnet wurde, schreibt vor, dass Diplomaten nicht einfach vor ein Gericht des Gastlandes gestellt werden können. Immunität dient dabei als Schutz. Nur so können Scheinprozesse verhindert werden, die die Arbeit von Diplomaten behindern oder gar ihr Leben gefährden. Dieses Prinzip kannte die Philippinerin Mendoza nicht. Das Wort Immunität – und was es bedeutet – hat sie erst verstanden, als ihr der Weg zum Gericht versperrt wurde. Und selbst wenn sie es gekannt hätte: Für Mendoza war diese Stelle in New York eine große Chance, eine Verheißung auf ein besseres Leben. Sie kommt von den Philippinen, einem Land, in dem 2014, als Mendoza in die USA kam, fast jede dritte Frau arbeitslos war. Ein Job in den USA suggerierte Sicherheit, noch dazu bei einem ehrenwerten Diplomaten, für Mendoza klang das wie ein Traum.

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